Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE)

Steinbach: Geothermie kann zum Gelingen der Wärmewende beitragen

Minister bei virtueller Fachtagung „Geothermie und geologische Wärmespeicherung“

Potsdam. „Aus der bisher nur als Stromwende betriebenen Energiewende muss endlich eine energieträgerübergreifende Energiewende werden. Ein wichtiger Schlüssel ist hierbei die Wärmewende. Wer es damit ernst meint, kommt an der Geothermie nicht mehr vorbei. Die Nutzung der Erdwärme als erneuerbare Energiequelle ist dabei ebenso von Bedeutung wie die Möglichkeit, Wärme und Kälte saisonal im geologischen Untergrund zu speichern. Geothermie kann zum Gelingen der Wärmewende in Brandenburg beitragen.“ Das erklärte Energieminister Jörg Steinbach heute bei der virtuellen Fachtagung „Geothermie und geologische Wärmespeicherung“, den das Cluster Energietechnik Berlin-Brandenburg gemeinsam mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) organisiert hat. Die Tagung gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung, regulatorische und wirtschaftliche Aspekte sowie aktuelle Leuchtturmprojekte.

„In der Region Berlin-Brandenburg gibt es ein erhebliches Potenzial für die Nutzung der Erdwärme“, sagte Leni Scheck-Wenderoth vom GFZ. Die Professorin leitet das Department Geosystem und ist Expertin für Modellierung. „Um das Norddeutsche Becken weiter zu erschließen, brauchen wir Forschungsbohrungen. Das sollte jetzt angegangen werden. Die Standorte können ja bei einem regionalen Energieversorgungsunternehmen sein“, fügte die Wissenschaftlerin hinzu: „Wir stehen für Kooperationen zur Verfügung.“

Eine besondere Rolle bei der Wärmewende spiele das Thema Fernwärme, erklärte Minister Steinbach. In Brandenburg werden aktuell 80 Fernwärmenetzte mit rund 765 Kilometern Länge betrieben. „Geothermie ist eine der wenigen Optionen, den regenerativen Anteil in der Fernwärme signifikant zu erhöhen“, erklärte Steinbach. Geothermie könne die vorhandene Fernwärme-Infrastruktur nutzen, sei platzsparend und reduziere den Kohlendioxid-Ausstoß erheblich. Vorteil sei zudem, dass sich regionale Energieversorger damit zumindest teilweise von den schwankenden Gas- und Ölpreisen unabhängig machen könnten. Eine weitgehende Umstellung der Fernwärmenetze auf tiefe Geothermie erscheine technisch möglich, das Potenzial sei um ein Vielfaches höher als die derzeitige Nutzung.

„Einer der Vorzüge der Tiefengeothermie ist ihre Grundlastfähigkeit und Steuerbarkeit“, betonte Steinbach. „Im Unterschied zu anderen erneuerbaren Ressourcen wie Wind und Sonne, die ohne Speicher nur periodisch genutzt werden können, kann Wärme aus Tiefengeothermie je nach Nachfrage jederzeit gefördert werden.“ Bislang existieren in ganz Deutschland erst 37 im Betrieb befindliche Tiefengeothermieanlagen. Bis zu einer großflächigen wirtschaftlichen Nutzung der Erdwärme sei es noch ein steiniger Weg, sagte Steinbach. Brandenburg setze sich gemeinsam mit anderen Bundesländern aktuell dafür ein, „dass im Rahmen der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes bessere Rahmenbedingungen für den deutschlandweit nötigen weiteren Technologie-Anschub geschaffen werden“.

Es sei begrüßenswert, „dass sich das Energieversorgungsunternehmen der Landeshauptstadt auf den Weg gemacht hat, ein Vorreiter in Sachen Geothermie zu werden“. So prüft die Energie und Wasser Potsdam (EWP) derzeit die Möglichkeiten, Tiefengeothermie an mehreren Orten im Stadtgebiet zu nutzen.